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bildzeitung gegen anwohner

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beim workshop, bzw. „werkstattgespräch“ zur neubebauung des hafentors war leider nur ein einziger journalist anwesend. der „chefreporter“ bei der bild hamburg, jörg köhnemann. das liess nichts gutes ahnen. und tatsächlich, bereits am dienstag, nur 10 tage nach der veranstaltung, veröffentlichte er einen kurzen bericht in der bild hamburg (leider nicht online).

bereits die überschrift lautet leicht desinformierend: „Elbblick gefährdet — Anwohner gegen Hafentor-Wohnungen“.

nur: grundsätzlich gegen die bebauung sind die anwohner gar nicht. die diskussion zeigte klar, dass die mehrheit lediglich ein problem mit der geplanten bauhöhe und der gigantischen kubatur des entwurfs hat — zu dem es, trotz gegenteiliger versprechen, übrigens auch keinen alternativentwurf gibt. hier ein bild der visualisierung der architekten auf den neubau vom kuhberg herunter:

die bild-zeitung meint, der bau sei unauffällig

köhnemann nennt den entwurf „unauffällig“. und er schreibt: „So plant Euroland: Der Neubau würde Schweden-Kirche und Elbphilharmonie nicht verdecken“

das ist natürlich eine frage der perspektive.

ob ein neubau etwas verdeckt oder nicht, ist auch eine frage der perspektive

weiter schreibt köhnemann:

Entwickler Euroland will in bester Lage mit Blick auf Elbe, Docks und “Rickmer Rickmers” 50 Mietwohnungen (davon 26 Sozialwohnungen für behinderte Studenten, ältere Menschen), Läden und einen neuen, hellen S-Bahn-Zugang bauen.
Aber den meisten Anwohnern sind die sechs Stockwerke (22,50 m) zu hoch, sie bangen um ihren Sahne-Blick auf den Hafen.

auch das scheint mir eigentümlich für jemanden der sich „reporter“ und nicht etwa „fakten-ausdenker“ nennt. denn viele der anwohner die sich während des „werkstattgesprächs“ zu wort meldeten und sich über die zu grosse höhe des geplanten neubaus beklagten, wären in ihrer sicht gar nicht eingeschränkt. auch der eigentümer eines direkt gegenüberliegenden hauses, herr stoll, sagte ausdrücklich, er habe nichts gegen den neubau, wundere sich aber darüber, dass er, als er sein haus aufstocken wollte, „um jeden zentimeter“ mit der baubehörde ringen musste und euroland jetzt plötzlich viel höher bauen dürfe.

um den sahne-blick bangt in wahrheit euroland. wenn sie nicht ungewöhnlich hoch bauen könnten, wären eben auch weniger wohnungen mit „sahneblick“ zu vermieten. denn der aussicht der ersten paar geschosse des neubaus steht die hochbahn im weg. hochbahn-blick, lässt sich natürlich nicht so gut verkaufen, wie elbblick. die geplanten sozialwohnungen (köhnemann: „für behinderte Studenten, ältere Menschen“) haben ohnehin keinen elbblick.

am ende bietet jörg köhnemann dem euroland-sprecher GAL-chef-mitte michael osterburg noch gelegenheit die sicht eurolands seine sicht ausführlich darzulegen:

Der Bezirk ist für den Bau. Fällt durch die Anwohner-Proteste eine Etage weg, ist das Gesamtprojekt gefährdet, weil es sich für den Investor dann nicht mehr rechnet.

der bezirk ist für den bau? hier fehlt noch der hinweis, dass auf der auf der stadtplaungsausschusssitzung die unter ausschluss der öffentlichkeit stattfand, vom bezirk lediglich beschlossen wurde, dort zu bauen. dem bau nach dem derzeitigen planungsstand und finanzierungsmodell, wie michael osterburg das darstellt, wurde keinesfalls pauschal zugestimmt. der bezirk beschloss auch, dass über rahmenbedingungen wie die höhe und die nutzung der öffentlichen flächen, erst verhandelt werden solle, nachdem die stimmen der anwohner gehört wurden. michael osterburg scheint das was die anwohner zu sagen haben nicht zu scheren. er (und jörg köhnemann) ziehen es offenbar vor, die anwohnerbedenken als egoistisches rummäkeln und wutbürgertum zu denunzieren.

der leiters des zuständigen stadtplanungsamts michael mathe wurde während des werkstattgesprächs nicht müde zu betonen, dass der bezirk und die verwaltung hart verhandeln würden und die einwände der anwohner sehr ernst nehmen würden. auch der anwesende SPD-vertreter arik willner machte mit seinen wortmeldungen nicht den eindruck, dass der neubau, so wie er präsentiert wurde, für den bezirk eine ausgemachte sache sei.

immerhin beruhigend zu sehen, dass die bild hamburg weiterhin nicht allzugrossen wert auf sauberen journalismus legt, sondern dass die bild-zeitung ihre hauptaufgabe vor allem in stimmungsmache, freundschaftsdiensten und faktenbiegung zu sehen scheint.

von felix schwenzel


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